Die Corona-Krise hat unseren Alltag völlig verändert. Die Einschränkung von sozialen Kontakten, aber auch die wirtschaftlichen Folgen belasten die Psyche vieler Menschen in Österreich und auf der ganzen Welt. Prim. Dr. Kurosch Yazdi, Vorstandsvorsitzender von pro mente OÖ, erklärt, wie sich das Thema „Corona“ auf die Psyche auswirkt.
Wie wirkt sich die Reduktion von sozialen Kontakten auf die Psyche aus?
YAZDI: Zur Zeit ist vor allem Einsamkeit ein großes Thema. Auch wenn viele Menschen in Kleinfamilien leben, so fehlt ihnen der Kontakt nach außen. Menschen, die alleine leben, sind von der Vereinsamung besonders betroffen.
Die meisten Menschen, die jetzt einsam sind, werden noch einsamer. Und dies führt zu psychischer Belastung und auf Dauer bei manchen zu einer psychischen Erkrankung, da der Mensch normalerweise ein „Rudeltier“ ist. Wir alle brauchen unsere sozialen Kontakte.
Wie wirkt sich die Vereinsamung auf die Gesellschaft aus bzw. was ist nach der Corona-Krise?
YAZDI: Das Thema „Einsamkeit“ wird uns noch länger begleiten. Die getroffenen Maßnahmen der Regierung, um das Virus einzudämmen, sind sehr wichtig, aber: Wir brauchen neue Perspektiven, um einsame Menschen zu unterstützen. Der digitale Kontakt reicht hier leider nicht aus. Wir brauchen das Gefühl des „gemeinsam beisammen seins“.
Wie verändert Einsamkeit konkret die Psyche?
YAZDI: Krankheitstechnisch macht Einsamkeit beispielsweise folgendes: Die negative Entwicklung von Demenzen beschleunigt sich – dafür ist natürlich das Besuchsverbot in zB Pflegeheimen, auch wenn es wichtig ist, nicht besonders dienlich. Depressionen und Angststörungen treten vermehrt auf. Auch Suchterkrankungen treten vermehrt auf (zB Internetsucht bei Jugendlichen oder Alkoholismus).
Wie kann man Menschen, die psychische Probleme haben, in der Zeit der Corona-Krise unterstützen?
YAZDI: Menschen, die bereits psychisch krank sind, brauchen eine Tagesstruktur, um nicht noch kränker zu werden. Diese Menschen können sich nur schwer selbst eine Tagesstruktur schaffen. Dafür brauchen wir die Wiedereröffnung unserer Tagesstrukturen. Dann könnten wir gemeinsam wieder etwas unternehmen und sinnstiftende Tätigkeiten anbieten. Ohne Unterstützungsmaßnahmen werden die „psychisch-krank-machenden“ Faktoren überwiegen und es droht als Konsequenz, dass die jetzigen „gesund-machenden“ Faktoren in den Hintergrund geraten und die Menschen noch häufiger erkranken. Das gilt übrigens auch für Menschen, die vor der Krise gesund waren. Telefonische Unterstützungsangebote sind zwar immens wichtig, aber können den Bedarf auch nicht vollends abdecken.
Vor allem Kinder trifft die Corona-Krise hart. Haben home-schooling und die soziale Isolation für Kinder Folgen?
YAZDI: Ja, Kinder brauchen den Kontakt zu anderen Kindern. Das müssen wir fördern. Vor allem Einzelkinder sind durch die soziale Isolation belastet. Das führt zu Spannungen, denn auch die Eltern sind oftmals mit Homeoffice und Kinderbetreuung – sie müssen ja auch teilweise die Lehrerschaft notgedrungen ersetzen – stark belastet.
Welche Tipps können Sie Menschen geben, die psychisch unter der Corona-Krise leiden?
YAZDI: Hier halte ich mich vor allem an die Empfehlungen der WHO:
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